Monatsarchiv: September 2012

Cuenca – alte Stadt mit modernem Flair

Von der tropisch heißen Stadt Guayaquil, der größten & wohl gefährlichsten Stadt des Landes, fuhren wir am Samstag im Kleinbus nach Cuenca und durften dabei wieder einmal den Wandel der Klimazonen hautnah miterleben. Zu Beginn der Reise sahen wir noch ausgedehnte Bananenplantagen, doch dann erklomm unser Wagen in schier unendlich vielen Kurven immer größere Höhen. Nach rechts und links eröffnete sich uns der Blick in weitläufige Bergwelten, die sich wie Faltpapier ausdehnten. Da waren sie wieder, die bezaubernden Anden. Unsere Fahrt führte uns vorbei am < El Cajas > Nationalpark und durch das offene Fenster des Fahrers schlug uns der Wind, der als stürmisch bekannten Region, entgegen. 35 Kilometer später erreichen wir Cuenca, das sich im goldenen Glanz der Sonne badet.

Während des ersten Spaziergangs durch die Altstadt grüßt uns der koloniale Charme vergangener Tage an jeder Straßenecke. Kirchen, Kathedralen, Herrenhäuser prägen stolz das imposante Bild der Stadt und vermischen sich mit einfachen Gaststätten und Verkaufsständen zu einem bunten Mosaik. Busse und Autos drängen durch die engen Gassen, Menschen schwirren umher. Ein Blick vor die eigenen Füße tut gut, unerwartete Tiefen im Gehsteig werden sonst zur unangenehmen Überraschung.


Als wir abends die < Calle larga > entlanggehen, folgen wir dem Ruf bewegter Musik und sitzen kurz darauf mit wippenden Beinen in einem Straßencafe. Während uns der Gasstrahler (ja, die gibt’s auch hier) vor der kühlen Nacht bewahrt, springen die Cuencanas am Nebentisch von ihren Sesseln und tanzen zu den Rhythmen der mitreißenden Live-Musik. Wir sitzen bei Fruchtsaft und Bier und beobachten das Geschehen um uns herum. Auf der Straße neben dem Cafe trifft sich eine Gruppe Jugendlicher. Schick gestylt und bereit, die Nacht zum Tag zu machen.

Am Sonntag scheint es, als würde die ganze Stadt blau machen. Die Straßen sind leer und die Restaurants geschlossen. Um unseren Hunger zu stillen, müssen wir lange durch das Zentrum laufen. Am Montag schlendern wir erneut durch die Gegend, dieses Mal suchen meine hungrigen Augen jedoch keine Gasthäuser, sondern Kunsthandwerksläden. Bestickte Tücher, bemalte Keramik, Schmuck & Lederwaren, die berühmten Panamahüte und noch mehr. Die Indigenas und Künstler der Region verkaufen ihre Waren in kleinen Läden, auf Straßenmärkten und in eleganten Galerien. Als David einen Antiquitätenladen entdeckt, tritt er ein und taucht für die nächste Stunde in die Welt der alten Schätze ab. Mit Leidenschaft stöbert er sich durch die staubigen Regale, ich sehe mich in den Geschäften der Nachbarschaft um und kehre dazwischen immer wieder in den Laden zurück, um zwischen David und dem Besitzer zu übersetzen. Am Ende entscheidet David sich für eine kleine Figur aus Zinn. Um sie aus der Vitrine zu holen, muss Don Ernesto erst noch einwenig Gerümpel aus dem Weg räumen, doch dann wechselt das Objekt der Begierde den Besitzer. Wir bezahlen und verlassen grüßend den Laden, da ruft der Besitzer zweimal
< Senorita >. Ich drehe mich um und er winkt mich noch einmal zu sich hinein. Er kramt in einer seiner Laden und zieht eine CD hervor. „Das ist ecuadorianische Musik, die möchte ich Ihnen schenken“ Ich freue mich und nehme sein Geschenk mit einem Lachen an.

Am Dienstag wollten wir weiterreisen, heute ist Mittwoch und wir sind immer noch hier. Wir sind „krank und kränker in Cuenca“, sagt David, während sich sein Magen wieder krampfhaft zusammenzieht. Diese Erfahrung hätten wir zwar lieber nicht gemacht, aber wir hoffen das Beste für Morgen.

 

 

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BaBa .. Baños

Aventura. Begonnen hat das Abenteuer in Puyo, in Baños lief unser Puls immer noch auf Hochtouren. Das hatte weder mit den zurückgelegten Höhenmetern, noch mit der atemberaubenden Landschaft zu tun. Dieses mulmige Gefühl kam von der gähnenden Leere in unserer Reisekasse. Wir können mit Sicherheit sagen, alle Bankomaten von Puyo und Baños zu kennen, unsere Annäherungsversuche wurden jedoch mit purer Ablehnung bestraft. Irgendwas hatten wir falsch gemacht. Nur zu blöd, dass uns das ausgerechnet an einem Samstagnachmittag passierte. Mit 20 Dollar in der Tasche blühte uns ein karges Wochenende. In Quito wären wir nach 1x Essen gehen schon pleite gewesen. In Baños hatten wir zumindest eine Chance. Und diese nutzten wir. Mit leerem Magen wagten wir uns in die gut besuchte Markthalle. Um die unzähligen Essenstände saßen ganze (Groß)-Familien beim Mittagessen. Um die wenigen noch freien Plätze zu vergeben, schrieen die Verkäufer um die Wette. Nach zweimal umdrehen saßen David und ich auf zwei Hockern und warfen einen Blick auf die Karte. Mit Bildern. Unsere Augen prüften die Preise wie im Radar und schnell entschieden wir uns für Suppe um zwei Dollar, 2×2 macht 4 – das war drin! In Sekundenschnelle standen zwei Teller vor uns. Es dauerte ein paar Löffel bis mir klar wurde, was ich da soeben bestellt hatte: Kuttelflecksuppe. Ich aß die Suppe ohne Einlage.


Mit etwas mehr Kleingeld hätten wir vielleicht Schweizer Rösti oder italienische Pizza gegessen und wären dabei in bester Gesellschaft mit all den anderen Rucksacktouristen gewesen. So aber erlebten wir einen (kulinarischen) Ausschnitt der ecuadorianischen Realität und nahmen am Sonntag unsere drei Malzeiten in sehr einfachen Gaststätten zu uns. Wir aßen Huhn und Reis in verschiedenen Varianten. Der Schluck Hochprozentiges aus dem Flachmann war bestimmt keine schlechte Idee. Und trotzdem hatte unsere temporäre Mittellosigkeit eine Erkenntnis zum Gewinn. Wir sahen, hörten und rochen den Alltag in landestypischen Restaurants so, wie er für die überwiegende Mehrheit der ecuadorianischen Bevölkerung alltäglich ist. Nachdem wir montags unsere Taschen wieder gefüllt hatten, gönnten wir uns ein herzhaftes Frühstück in einem der vielen Backpacker-Lokale und gaben mit einmal soviel Geld aus, wie tags zuvor für drei Malzeiten. Baños hat eben zwei Seiten, wir haben sie beide gesehen.

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Das Tor zum Amazonas

Manuel pflückt ein paar Blätter von einem Baum, reißt sie in der Mitte durch und drückt sie uns in die Hand. „Na, wisst ihr, was das ist?“ Ich halte die Blätter an meine Nase und atme tief ein. Ein paar Augenblicke dauert es noch, dann rieche ich den Duft von Zimt. Ich bin erstaunt, nie zuvor hatte ich mich gefragt, woher der Zimt im Weihnachtspunsch kommt. Von der Rinde eines Baumes im Amazonas-Regenwald! Manuel führt uns durch den < Parque Etnobotánico Omare > und weiht uns Schritt für Schritt in die Geheimnisse des Waldes und seiner Völker – Shuar und Waorani – ein. Wir hören von Traditionen, Bräuchen und Begrüßungsritualen, bleiben vor unscheinbaren Pflanzen stehen, deren Blätter als Tees wahre Wunder wirken und erfahren wie die Indigenas aus dem Wald die Rohstoffe für ihr Kunsthandwerk finden – von Fasern der Palmenblätter für Taschen und Hängematten bis hin zu Baumsamen für Ketten und Ohrringe. Ein paar Schritte weiter hält Manuel die nächste Überraschung für uns bereit. „Wusstet ihr, dass es Palmen gibt, die sich im Laufe ihres Lebens einen Meter bewegen?“ Hm eigentlich nicht. Doch dann fällt unser Blick auf eine Palme mit ziemlich vielen Füßen. Ihre Füße sind Wurzeln, die äußeren sterben mit der Zeit ab und von innen kommen neue hinzu. Und dadurch bewegt sich die Palme tatsächlich weg vom Fleck. Doch nicht nur die Bäume und ihre saftig grünen Blätter stechen uns ins Auge. Wir sehen Käfer, die auf Blättern sitzen, Termiten, die eine Straße bauen, Affen, die von Ast zu Ast schwingen, Vögel, die zwitschern und Schmetterlinge, die an uns vorbei flattern. In vielen bunten Farben.

  

 

Im Orchideen Garten, einem Projekt zur Wiederaufforstung erklärt uns eine junge Frau, dass jedes Tier seine eigenen Pflanzen und Aufgaben hat. Wir marschieren durch den Wald und lassen uns von der vielfältigen Blütenpracht der gedeihenden und sich öffnenden Orchideen verzaubern. Über 350 Arten sind es an diesem Ort, Ende September werden viele von ihnen in voller Pracht erscheinen. Doch auch vor unserem Auge öffnet sich ein kleines Paradies an Farben, Formen und Mustern. Sie sind groß und üppig, klein und zart und manchmal so winzig, dass sie mit freiem Auge kaum mehr zu sehen sind.

 

 

Im < Hola Vida > Regenwald wandern wir tags darauf zu einem üppigen Wasserfall und stürzen uns ins kühle Wasser. Wir essen <Maito>, köstlichen Fisch in Bananenblättern und fahren im Kanu den Fluss stromabwärts, vorbei an den Bambushäusern einiger indigener Familien. David und ich sind in Puyo, der < Stadt des Zimts >, dem Tor zum Amazonas, nur 4 Stunden südwestlich von Quito, der Hauptstadt Ecuadors.

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