Monatsarchiv: Juli 2012

Illas Ciés

Archipel im Atlantik

Monteagudo, Do Faro und San Martiño – diese drei unbewohnten Inseln vor der Küste Galiciens formen den Archipel der Illas Ciés. Mitten im Atlantik gelegen und doch zum Greifen nah, schmiegen sie sich an die Rías Baixas, die zerfurchte und fjordähnliche Küstenlandschaft  der nordwestlichsten Region Spaniens. Von der Hafen- und Industriestadt Vigo scheinen die Illas Ciés nur einen Katzen-sprung entfernt. Schon beim Gang an Board habe ich das Ziel vor Augen, doch auf der 40-minütigen Überfahrt bleibt Zeit für eine Überraschung. Bei strahlendem Sonnenschein nehme ich Platz auf Deck und genieße den leisen Wind, der um meine Ohren zieht. Doch die Ruhe täuscht. Als das Schiff bereits zwei Drittel des Weges hinter sich gelassen hat, verschwinden mit einem Mal die Sonnenstrahlen hinter einer Wolkendecke. Ein rauer Wind kommt auf und treibt die Wellen an, das kleine Schiff beginnt zu schaukeln und dann, von einer Sekunde auf die andere stürzt der Regen auf uns herab. Der Himmel bricht sein Schweigen. Minuten später ist der Regenguss wieder vorbei und das Boot legt friedlich am Hafen an. Ich steige aus und gehe an Land. Die Insel wirkt wie in grau getunkt, erst als mein Blick sich an die Umgebung gewöhnt, erkenne ich ihr wahres Gesicht. Vor meinen Augen entfaltet das Grün der Insel seine strahlende Kraft, die Blumen beginnen in weiß, gelb und lila zu leuchten, die grauen Felsen heben sich vom Himmel ab. Vor mir liegt eine weitläufige, sandige Bucht, ober mir grüne Hügel in steinernem Kleid.

Neugierig gehe ich los. Der Duft der Brise wechselt sich ab mit dem Geruch der Pinien, das Meer rauscht und die Gaviotas (span. für Möwen) singen ihr Lied dazu. Sie schnattern, quaken, kreischen und ziehen ihre Kreise hoch in der Luft. Immer wieder landen sie auf einem der Felsen, um einen Augenblick zu verweilen und stürzen sich dann kopfüber in die Tiefe. Ich gehe den Weg hinauf zum Faro (Leuchtturm), dem höchsten Punkt der Insel und genieße, oben angekommen, den Blick in alle Himmelsrichtungen. Ich schaue hinunter und in die Weite, studiere die Silhouette der Nachbarinsel und atme tief durch, bevor ich umdrehe und mich auf den Weg hinunter zu den Klippen mache. Je näher ich komme desto kräftiger höre ich, wie das Meer sich gegen die Felsen wirft, sehe wie das Wasser dabei wild aufschäumt, für einen Augenblick seine Farbe von dunkelblau auf Türkis wechselt und sich danach wieder langsam zurückzieht. Ich setze mich auf einen der Felsen und verweile. Die Gaviotas sind mir nun ganz nah.

Ihr graues Federnkleid wird dunkel an den Flügelspitzen, Kopf und Hals sind weiß, ihr Blick ist starr und konzentriert und den gelben Schnabel ziert ein roter Punkt. Und während ich die Möwen beobachte, huscht plötzlich ein grüner Salamander an mir vorbei und verschwindet in Sekundenschnelle wieder im Dickicht der Sträucher.

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