Das Wochenende war besonders. Schuld daran sind Regen und Nebel – und das meine ich nicht negativ. Ja, diese Worte aus meinem Munde, die ich doch den Regen nicht wirklich mag. Es sei denn ich beobachte ein stürmisches Gewitter von der warmen Fensterbank aus. Aber draußen im Regen… da verzieh ich mich meistens. Anders in Costa Rica. Unser Wochenende war geprägt von Regen und Nebel, und es war wunderbar. Schon nach 50 Minuten Autofahrt als wir von der Panamericana abgebogen sind Richtung La Fortuna drückte sich der Nebel bis tief auf die Straßen und tauchte die Umgebung in eine bizarre Stimmung. Feucht, unsichtbar und hin und wieder grün schimmernd. Das Vorankommen auf den kurvenreichen Straßen ist dementsprechend langsam und ein Grund zwischendurch anzuhalten und in ein nettes Restaurant am Straßenrand einzukehren. Kurz bevor wir in La Fortuna ankommen weicht der Nebel der Sonne. Werden wir den Vulkan sehen? Die Chancen stehen gut sagt unser Zimmervermieter und kurz darauf steigen wir wieder in unser Auto und düsen los. Und tatsächlich, vom Vulkan ist „nur“ die obere Spitze Wolkenverhangen. „80 Prozent sind sichtbar“, sagt uns ein Guide. Holger will unbedingt Lava sehen. Der Arenal ist bekannt für seine spukende Lava, die die dunkle Nacht mit roten Akzenten begleitet. Bis zum Sonnenuntergang dauert es noch knapp 2 Stunden und so wandern wir einen Pfad entlang der uns dem Vulkan näher bringt. Die Wolken spielen mit uns. Mal ziehen sie sich ein paar Meter zurück um anschließend um das Doppelte herunterzufallen. Der Tag neigt sich dem Ende zu, Holger hofft immer noch auf Lava und so harren wir weiter aus. Wirklich glauben wir nicht mehr daran, aber der kleine Funken Hoffnung oder die Angst das Spektakel doch zu versäumen halten uns. Irgendwann ist dann klar, heute sehen wir keine Lava mehr. Also fahren wir zurück und genießen den restlichen Abend in den heissen Quellen des Thermalbades Baldi. Ein wunderbarer Ausklang in Fortuna.
Am nächsten Morgen geht es auf nach Santa Elena. Diesmal ist es Philipp der in den Startlöchern scharrt. Er wird zum ersten Mal einen Regenwald betreten. Ein Grund warum er sich für diese Reise entschieden hat. Wir fahren um den Arenal-See und haben diesmal freie Sicht. In Santa Elena suchen wir erst einmal eine Unterkunft und erkunden uns anschließend was wir mit dem angebrochenen Nachmittag noch anfangen können. Eddy meint, dass heute nichts mehr geht und zeigt uns die Öffnungszeiten des Nationalparks. Wir lassen uns dennoch nicht davon abringen und fahren hinauf zum Reservat. Und siehe da, wir haben Glück. Und 5 Minuten später spazieren wir auf Hängebrücken durch den Nebelwald. Mal blicken wir 50 mal 150 Meter in die Tiefe, mal wachsen die Bäume an unseren Ohren vorbei, mal sehen wir ihnen auf die Kopfspitze. Die Luft ist feucht, es nieselt ein bisschen und der Wind weht um uns. Es ist grün, so grün. Und saftig, unglaublich frisch. Und Nebelverhangen. Richtig mystisch.
Am nächsten Morgen läutet der Wecker um 5.45. Um 7.30 beginnt unsere geführte Wanderung durch den Nebelwald. Und diesmal schüttet es. Unser Führer David enttäuscht gleichmal alle Leute, die darauf gehofft haben Tiere zu sehen. „8 von 10 Tieren sind nachtaktiv und überhaupt sucht man nach Tieren besser in anderen Gegenden Costa Ricas. Der Nebelwald von Santa Elena/Monteverde ist aufgrund seines Baum- und Pflanzenbestandes einzigartig und eine Erfahrung wert. Und so stapfen wir los, bei gerade einmal 12 Grad. Die Wanderung durch Sekundär- und Primärwald ist ein Erlebniss. Wir atmen frische Luft, spüren feuchte Luft und sehen grün, grün und wieder grün. Hohe Bäume, Elefantenblätter, Bromelias, Farn, Moos, Gatsch, Gatsch und Gatsch. Ab und zu ein Vögelchen. Und plötzlich versperrt ein umgefallener Baumriese den Weg. Wir sind die ersten, die zu dieser Stelle kommen und nicht weiter können. David sucht nach einem Ausweg und schließlich verlassen wir den rechten Pfad für ein paar Minuten um in die echten Tiefen des Waldes zu schreiten. Wir umrunden den gefallenen Baum und gelangen wieder auf den „vorgetrampelten“ Weg. Der Baum kann nur letzte Nacht gefallen sein. Das Wetter spielt im Moment verrückt. Trotz Trockenzeit regnet es im großen Stil und auch der Wind fährt heftig durch den Wald. Zusätzlich hängt der Nebel tief. Vor 4 Jahren war ich schon einmal in Santa Elena und war begeistert. An meiner Begeisterung hat sich nichts geändert. Regen und Nebel in einem derart beeindruckenden Wald kann man sich gar nicht wegdenken…