Yassas Lesbos!

Als wir am letzten Mittwoch im Juli auf Lesbos, Griechenlands drittgrößter Insel, ankommen und im kleinen Feriendorf Skala Kalloni unser Hotel beziehen, haben wir ein großes Ziel: einen Mietwagen.

Noch am selben Abend laufen wir durch den Ort und erkundigen uns bei den beiden Vermietern. Was wir zu dieser Zeit nicht wissen: in Griechenland streiken die LKW-Fahrer und vielerorts ist deswegen bereits der Benzin ausgegangen. Wir machen inzwischen das „Geschäft“ unseres Lebens und mieten bei „Dimitri“ am Dorfplatz einen Toyota Vitara mit Allrad-Antrieb im Super-Angebot. Wir zahlen vier Tage und fahren fünf. Weder Dimitri noch die Rezeptionistin im Hotel klären uns über die präkere Lage auf. Zwei Tage später fahren wir dann mit dem Fahrrad in das 11 Kilometer entfernte, auf einem Hügel gelegene, Dorf Agia Paraskevi. Aus freien Stücken, sei angemerkt. Wir haben, ohne es zu wissen, unsere Erkundungstour mit den streikenden LKW-Fahrern abgestimmt und den Wagen erst für Montag reserviert.

Und dann düsen David und ich über die Insel als wäre nichts gewesen. Die längste Zeit fahren wir genau genommen im Schritttempo, da die Straßen eng, die Kurven scharf und die Griechen ganz schön rasant sind. Doch wir haben nicht nur Zeit, sondern auch ein offenes Hinterdach und so weht uns trotz der Hitze ein angenehmer Fahrtwind durch die Haare. Wir fahren in alle vier Himmelsrichtungen und erleben eine Insel mit landwirtschaftlich geprägten Dörfern, lebhaften Hafen-Städtchen und viel Natur. Wir baden und schnorcheln am ruhigen Strand von Vatera im Süden, laufen durch die lebhaften Städtchen Petra und Molyvos im Norden, fahren nach Westen ans „Ende der Welt“ und tauchen ein in den Trubel der Hauptstadt Mytilini im Osten der Insel.

Es sind die kleinen Momente, die unsere Ferien reich machen an Schönheit, Freude und Lebensgefühl. Es ist der süßlich-herbe Duft der Minze, die den Speisen ihr Aroma schenkt, es ist der lachende Junge, der sie uns in den engen Gässchen des Bergdorfs Agiassos verkauft. Es sind die alten Herren, die in den Kafenias Backgammon spielen und zum Gruß den Kopf erheben. Wir setzen uns an den Nebentisch, bestellen Ouzo und spielen eine Runde Uno. Wer verliert bezahlt die Rechnung. Dann spazieren wir weiter durch die Gassen, vorbei an bunten Häusern mit kleinen Türen und Balkonen, vorbei an alten Damen, die aus dem Fenster schauen. Wir springen zur Seite, wenn junge Burschen  mit dem Moped um die Ecke kurven und wagen einen Blick in die Häuser, wenn die Türe offen steht. Wir flüchten von der Sonne in den Schatten, schlürfen den beliebten Eiscafe. David fotografiert Hunde, Katzen und andere Tierchen während ich Notizen in mein Heft schreibe.

Wir fahren in beliebte und belebte Dörfer und Städtchen und halten an Orten, die wir am Weg entdecken oder als ungewöhnlichen Punkt auf der Landkarte ausmachen. So steigen wir an einem Tag gemeinsam mit anderen Inselgästen in Petra den berühmten Fels hoch zur Kapelle. Und sitzen am nächsten Tag neben drei Fischern in der Taverne am kleinen Hafen von Apothika, einem einsamen Dörfchen am Auslauf des Golfs von Kalloni. Einmal hören wir Stimmengewirr und lautes Lachen, das andere Mal nur das Zirpen der Grillen und eine Kettensäge aus der Ferne.

Was uns von Ort zu Ort begleitet ist die Hitze, die in diesen Sommertagen ihren Höhepunkt erreicht. Am Strand brennt der Sand unter den Füßen, auf dem heißen Asphalt quietschen die Reifen und auf der Haut tummeln sich kleine Wassertröpfchen. Da wirkt es beinahe mystisch, dass genau an dem Tag als wir in den kargen Westen Richtung Sigri aufbrechen, die Sonne ein einziges Mal hinter den Wolken verschwindet und einzelne Regentropfen herunterfallen. Dieser Teil der Insel ist anders. Wir lassen das Grün der Hügel hinter uns und fahren durch eine raue, trockene Landschaft. Keine 10 Kilometer vor der Küste befindet sich ein riesiges Stück Land unter Naturschutz. Im „versteinerten Wald „sehen wir in einer ausgedehnten, schattenlosen Felslandschaft Baustämme, große und kleine, die im Laufe von Millionen Jahren durch Verkieselung zu Stein geworden sind und heute in den Farben gold, braun, grün, rot und rosa funkeln. In Sigri fühle man sich wie am „Ende der Welt“ lesen wir im Reiseführer. Da wollen wir hin. An diesem Tag ist der Himmel über der kleinen Häusersiedlung am Hügel dunkel und der Wind bläst stärker als sonst. Ein paar Menschen sitzen in der Taverne gegenüber dem kleinen Hafen, ab und zu kommt ein Auto, hält an oder dreht um und fährt wieder weg. Es ist ruhig, nicht viel los und dann, wenn im Herbst der Bus nur noch 2x die Woche hierher kommt, dann fühlt man sich in Sigri bestimmt ganz schön abgeschieden. Wir fahren nach dem Essen wieder zurück nach Skala Kalloni, wo am Abend das alljährliche Dorffest beginnt. Mit Ouzo und Sardinen, mit Musik und Menschen, die von der ganzen Insel herkommen.

3 Kommentare

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3 Antworten zu “Yassas Lesbos!

  1. Christine Raab

    Hi Katja!
    Toller Bericht, beneide Euch um diesen Urlaub. Und super, dass Ihr die Daheimgebliebenen via Reisenotizen auch teilhaben lässt, danke! Und ist ja hundertmal schöner als in einem dieser Clubs!
    Wir haben übrigens beschlossen, nächstes Jahr einmal nicht in die Berge, sondern auch wieder einmal ans Meer zu düsen – da kommt Euer Bericht grad richtig!
    Liebe Grüße aus der Nachbarschaft, chri

    • katja

      Hi Christine,
      ja – Abwechslung tut gut! Ihr fahrt ans Meer und ich muss unbedingt mal in die Berge 🙂
      LG Katja

      • Christine Raab

        Hallo noch einmal!
        … Wir holen uns dann Tipps von Dir, suchen etwas „anderes“ in Greece, keinen Club und so … lg chri:-) Und punkto Berge können wir aushelfen!

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